Schüler des Berufskollegs diskutieren angeregt mit dem Europaabgeordneten Dr. Peter Liese

Der Europatag – das war vielerorts in früheren Zeiten mitunter eher eine folkloristische Veranstaltung mit Europaflaggen, volkstümlichen Tänzen und einem kulinarischen Angebot landestypischer Snacks an Imbissständen mit Fotos der Sehenswürdigkeiten aus den europäischen Hauptstädten.

Europa ist natürlich mehr als das. Deutlich wurde das am 19. Mai bei der Veranstaltung „Was bringt mir Europa persönlich?“ anlässlich des diesjährigen Europatages am Berufskolleg. Michael Boeck, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Verwaltung, hatte hierzu eigens Dr. Peter Liese, seit über 30 Jahren CDU-Abgeordneter des Europäischen Parlaments und mithin ein politisches Urgestein, ins Forum des Berufskollegs eingeladen, um mit Schülern über das heutige Europa ins Gespräch zu kommen.

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Klare Botschaft des Europatages am Berufskolleg: Der europäische Gedanke muss zunächst einmal quasi von „unten“ von der Basis her wachsen, und das wird von den Bürgerinnen und Bürgern auch schon tagtäglich gelebt. So hatten zahlreiche Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs in diesem Jahr ein Praktikum im EU-Ausland absolviert.

Davon berichtete bei der Veranstaltung ein Querschnitt von Schülern aus den verschiedenen Fachbereichen: Charuni Schilling, Auszubildende zur Kauffrau im Groß- und Außenhandelsmanagement, hatte ein dreiwöchiges Praktikum bei „Playmobil“ auf Malta absolviert. In Kindertagestätten waren Nury Morad, Denis Kaiser sowie Luke Schlotmann tätig gewesen (Valencia/Spanien), ebenso Christoph Kruppke, Canel Günel und Gülbeyaz Cengiz (diese indes auf Malta). Pia Wagner und Evelyn Rau waren beide in Lissabon; Pia in einer Modelagentur und Evelyn in einem Unternehmen mit den Geschäftsfeldern Marketing, Architektur sowie Forschung & Entwicklung. 

Alle diese Auslandspraktika waren mit Mitteln aus dem ERASMUS-Programm gefördert worden, und Peter Liese wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der EU die Förderung der beruflichen Mobilität am Herzen liege und das Europäische Parlament dem ERASMUS-Programm bei der Budget-Planung einen hohen Stellenwert einräume.

Bei der Frage des „Mehrwertes der Europäischen Union“ für einen selbst ging es aber letztendlich doch um die großen Fragen – vielleicht auch deshalb, weil sich die EU ja selbst auch als erfolgreiches Friedensprojekt versteht. So konfrontierte Schülersprecher Andi Sahiti den EU-Parlamentarier Dr. Peter Liese mit der Frage, warum es denn weiterhin Waffenlieferungen an die Ukraine gebe und sich die EU nicht um Friedensgespräche bemühe.

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In seiner Antwort schlug Liese den weiten Bogen vom Zusammenbruch des Ostblocks über den aus heutiger Sicht damaligen naiven Glauben an eine regelgeleitete politische Zusammenarbeit zwischen der EU und Russland sowie an die Unerschütterlichkeit russischer Gaslieferungen hin zur Jetztzeit: „Leider müssen wir heute anerkennen, dass wir uns geirrt haben. Putin hat sich immer weiter wegbewegt von einer Zusammenarbeit. Putin hat immer davon geredet, dass für ihn die schlimmste Katastrophe der Zerfall der Sowjetunion war. Er will keinen Frieden, er will den militärischen Sieg. Sein Fernziel ist die Wiederherstellung der Sowjetunion. Natürlich könnte man sofort Frieden schließen, wenn man Putin sagt: « Die ganze Ukraine gehört dir! » Ich glaube aber nicht, dass er dann aufhören würde. Natürlich: Putin ist nicht Hitler, er hat aber Züge von Hitler.“

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Ähnlich auf den Nägeln brannte den Schülern auch die Frage, wie man denn nun mit Israel umgehen soll angesichts des israelischen Großangriffes in Folge der Attacke durch Hamas-Terroristen auf Israel im Oktober 2023. „Ein sensibles Thema, ein politisches Wespennest“, wie Peter Liese unumwunden zugab, aber klar sei für ihn dennoch, dass die Reaktion Israels auf den Terrorangriff der Hamas überhaupt nicht verhältnismäßig sei.

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Auch im Nachgang der Veranstaltung wurden die politischen Diskussionen fortgesetzt.

Augenfällig wurde somit beim Europatag 2025 am Berufskolleg: Die EU, das ist mehr als touristische Folklore, sondern auch der Streit und die Auseinandersetzung darüber, wie die Ideen der Gründerväter Europas heute politisch umgesetzt werden sollen und wie wir alle letztendlich Europa leben wollen.

(Text und Fotos: Clas Möller)

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