„Wir leben in einer Übergangszeit“

Am Freitag, den 28. März 2025, hielt der renommierte Wirtschaftsjournalist und Publizist Dr. Wolfgang Kessler einen Vortrag am Berufskolleg des Märkischen Kreises in Iserlohn. Vor Schülerinnen und Schülern der Stufen 11, 12 und 13 des Wirtschaftsgymnasiums sowie der Blockklasse der Industriekaufleute sprach er zum Thema „Wirtschaft neu denken – Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Wohlstand“. Die Veranstaltung wurde vom Abteilungsleiter der Abteilung Wirtschaft und Verwaltung Thomas Holtewert moderiert.

Den Kontakt zu Dr. Kessler hatte Martin Legler vom Klimabündnis Iserlohn hergestellt, der sich seit Jahren für nachhaltige Wirtschafts- und Umweltkonzepte engagiert. In seinem Grußwort betonte er die Bedeutung junger Menschen für den Wandel und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, sich aktiv einzubringen.

Bereits in der Einleitung stellte Kessler die zentrale Frage: „Wie betreiben wir eine Wirtschaft, die stärker mit Werten zu tun hat, ohne sie zu zerstören?“ In seinem Vortrag skizzierte er zunächst das Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft: Von den 1950er bis 1970er Jahren erlebte Deutschland einen wirtschaftlichen Aufschwung durch soziale Marktwirtschaft, technologische Innovationen und eine starke Exportorientierung. Doch dieses Modell gerät zunehmend ins Wanken, da es auf billigen Rohstoffen, offenen Märkten und kontinuierlichem Wachstum basiert – Bedingungen, die heute nicht mehr selbstverständlich sind.

Kessler verdeutlichte, dass Krisen wie Klimawandel, Kriege, Inflation und soziale Ungleichheit die Schwächen dieses Systems offenlegen. Steigende Energiepreise, zunehmende Umweltzerstörung und geopolitische Spannungen machen deutlich, dass neue Wirtschaftsstrategien gefragt sind.

Anhand von Beispielen aus der Schweiz, den Niederlanden und Bhutan – alles Länder, die Kessler selbst besucht hat - zeigte Kessler alternative Ansätze auf: Während die Schweiz mit dem „Klimageld“ CO2-Abgaben sozialverträglich gestaltet, setzt Amsterdam auf Kreislaufwirtschaft und Bhutan misst Wohlstand am „Bruttosozialglück“ statt am Bruttoinlandsprodukt.

Der Ökonom plädierte für eine Umstellung auf erneuerbare Energien, regionale Wirtschaftskreisläufe und eine technologische Erneuerung Europas. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit sozialer Sicherheit als Grundbedingung des Wirtschaftens.

Zum Abschluss ermutigte Kessler die Schülerinnen und Schüler, aktiv zu werden: Durch eine gute und breite Ausbildung, bewussteren Konsum und Engagement in ihrer Region könnten sie zur Veränderung beitragen. Die anschließende Diskussion mit vielfältigen Fragen von Atomkraft über Wärmepumpen bis hin zur Zukunft der Automobilindustrie zeigte das große Interesse der Klassen – sogar die Pausenklingel wurde ignoriert.

(Text: Tim Haenzel; Fotos: Clas Möller)

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